Am 10. November durfte Alt-Bürgermeister Karl Hensel seinen 80. Geburtstag feiern – ein Tag, der in Kempen traditionell unter einem besonderen Stern steht. Denn während der große Schulkinderzug zu St. Martin durch die Straßen der Altstadt zog, feierte Hensel nicht nur seinen runden Geburtstag, sondern ein weiteres Jubiläum: Zum 50. Mal verfolgte er den Zug, wie seine Ehefrau Margret wusste. Mit der Familie schaute Hensel zunächst den Zug an der Umstraße und später das stimmungsvolle Feuerwerk auf Höhe der Burgstraße.

Seinen allerersten Kempener Martinszug sah Hensel 1974 – an der Seite seiner heutigen Ehefrau Margret, die damals aus Marl zu Besuch war. Dieses Ereignis markierte den Beginn einer Verbindung, die bis heute Bestand hat: zu seiner Frau, aber auch zu Kempen. Mit Ehefrau Margret hat er vier Söhne und ist stolzer Großvater von zwei Enkelkindern, die seine Familie vervollständigen.

Seit 1973 ist der gebürtige Dülkener eng mit der Thomasstadt verbunden. Damals trat er seine Tätigkeit als Rechtsrat und persönlicher Referent von Stadtdirektor Klaus Hülshoff an. Schon sechs Jahre später, 1979, wählte ihn der Rat der Stadt zum Beigeordneten mit besonderen Aufgaben. Von der Gründung des Jugendamtes über Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung bis hin zur Ordnungspolitik prägte er über Jahrzehnte zentrale Bereiche des Kempener Stadtlebens.

In den Jahren 1999 bis 2009 schrieb Hensel Geschichte, als er der erste hauptamtliche Bürgermeister Kempens wurde. Zuvor hatte er bereits neun Jahre als Kämmerer, Erster Beigeordneter und Stadtdirektor die Geschicke der Stadt gelenkt. Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählt er unter anderem die Sanierung des ECF-Geländes und die Entwicklung des Industrie- und Gewerbegebietes, den Bau der Umgehungsstraße, die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes und die Neugestaltung des Arnold-Komplexes sowie den Bau von Senioreneinrichtungen wie Haus Wiesengrund und des St. Peter-Stift.

Doch auch das Brauchtum lag ihm am Herzen: Unter seiner Ägide erhielt der Kleinkinderzug seinen eigenständigen Platz am Vortag des Schulkinderzuges, was dem Martinsbrauch in der Stadt eine zusätzliche Bedeutung verlieh.

Hensels Arbeit war stets geprägt von einer klaren Struktur – wie beim handwerklichen Arbeiten, einem seiner Hobbys. „Man braucht einen Plan, um ein Ziel zu erreichen“, sagt er, „und das gilt vor allem für die Politik.“ Diese Haltung begleitete ihn auch in seiner Vision, Kempen als Einheit zu stärken, die Stadtteile St. Hubert und Tönisberg stärker einzubinden und den Gemeinschaftsgedanken zu fördern.

Auch mit 80 Jahren ist Karl Hensel in der Kempener Vereinslandschaft aktiv. Ob unter anderem im Geschichts- und Heimatverein, bei der Prinzengarde Kempen, die ihn 2009 zum Ehrenleutnant ernannte, oder im Heimatverein St. Hubert – Hensel bleibt präsent. 

Sein heutiger Alltag, abseits des politischen Trubels, ist geprägt von ausgiebiger Lektüre: lokale Zeitungen, die FAZ, die Neue Zürcher und – wie er schmunzelnd zugibt – auch die Bild-Zeitung gehören dazu. Für die Zukunft wünscht er sich eine dynamischere Entwicklung seiner Heimatstadt und die Stärkung der Finanzen, um wichtige Projekte voranzutreiben.

„Ich habe in meinen 36 Jahren in Kempen viel erlebt, und es hat Spaß gemacht“, resümiert Hensel. „Es ging immer darum, pragmatische Lösungen zu finden, die den Menschen helfen.“ Dieser Pragmatismus und seine tief empfundene Verbundenheit zu Kempen haben sein Leben geprägt – und Kempen nachhaltig verändert. (tob)

BU: Karl Hensel war Kämmerer, erster Beigeordneter, Stadtdirektor und hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Kempen. Foto: Tobias Stümges