Es ist früher Morgen, oft noch vor Sonnenaufgang, wenn sich die Teams des Hegerings auf den Weg machen – ausgerüstet mit Funkgerät, Drohne und jeder Menge Tierliebe. Ihr Ziel: Junges Leben retten. Für diesen Einsatz wurde der Kempener Hegering nun mit einem Sonderpreis des Bürgermeisters im Rahmen der Verleihung des Heimatpreises ausgezeichnet.
Seit der Gründung der Kreisjägerschaft im Jahr 1956 gibt es den Hegering Kempen. Heute gehören ihm 184 Mitglieder an. Und viele von ihnen engagieren sich aktiv für den Schutz von Wildtieren – insbesondere zur Mähsaison zwischen April und Juni. Denn gerade Rehkitze, Junghasen und Bodenbrüter wie der Fasan sind dann besonders gefährdet. Die großen Mähwerke der Landwirtschaft können für sie tödlich sein – wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird.
Hier kommt moderne Technik zum Einsatz: Seit 2021 setzt der Hegering Drohnen mit Wärmebildtechnik ein. Damit lassen sich große Flächen schnell und effektiv absuchen – und das bereits in den kühlen Morgenstunden, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Tier und Umgebung am besten erkennbar sind. Doch Technik allein reicht nicht: Immer drei bis fünf Personen sind pro Einsatz unterwegs. Wird per Drohne eine Wärmesignatur entdeckt, wird ein Helfer per Funk an die Stelle gelotst, um zu überprüfen, ob es sich um ein Rehkitz handelt – oder vielleicht um ein adultes Tier, das beim Angehen aufspringt und flüchtet.
Denn genau hier liegt der Unterschied: Während ältere Tiere rechtzeitig fliehen, bleibt das Kitz reglos im hohen Gras liegen – sein natürlicher Schutz wird ihm in diesem Moment zum Verhängnis. Dank der engagierten Arbeit des Hegerings konnten allein im vergangenen Jahr 11 Rehkitze gerettet werden, in den letzten vier Jahren waren es insgesamt 68 – dazu zahlreiche Fasanengelege und Junghasen. Insgesamt durchkämmten die Teams rund 900 Hektar Grünland, allein 2024 waren es bereits 161 Hektar – ausschließlich Wiesen, auf denen Gras zur Tierfütterung steht.
Der Erfolg ist nicht nur der Technik geschuldet, sondern auch einer starken Zusammenarbeit: Landwirte, Pächter der Jagdreviere, die Mitglieder des Hegerings und die ehrenamtlichen Kitzretter arbeiten Hand in Hand. Und dass dieses Engagement nun mit einem Sonderpreis und 500 Euro Preisgeld durch Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) gewürdigt wurde, ist auch ein Zeichen für gelebten Naturschutz vor der eigenen Haustür.
Mit dem Preisgeld möchte der Hegering Maßnahmen zur Biotopverbesserung in den angeschlossenen Revieren finanzieren. Seit 10 Jahren ist Heiner Prießen (61) Vorsitzender des Hegerings, sein Stellvertreter ist Martin Alders (48). Die beiden arbeiten gemeinsam mit einem sechsköpfigen Vorstandsteam im Ehrenamt.
Es sind Geschichten wie diese, die zeigen: Heimat bewahren heißt auch, Leben schützen. Und das gelingt hier mit Technik, Teamgeist – und einem ganz großen Herzen für die Natur. (tob)
BU: Heiner Prießen und Martin Alders mit der Urkunde vom Bürgermeister. Foto: Tobias Stümges