Kerstin Teetz aus Kempen beschriftet seit 2009 im Auftrag der Stadt Kempen die Gästebücher. „Im Jahr 2009 hat mich Christoph Dellmanns angesprochen, ob ich die Gästebücher der Stadt Kempen beschriften möchte“, so die 62-Jährige. Ihr erster Eintrag war anlässlich der Verabschiedung von Altbürgermeister Karl Hensel. Ein Jahr später im Jahr 2010 fertigte sie den ersten Eintrag im Goldenen Gästebuch an, als der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker die Stadt besuchte. Kerstin Teetz benötigt für einen handschriftlichen Eintrag rund ein bis zwei Stunden; diese Zeit beinhaltet auch die Vorbereitungsarbeiten und Entwürfe. Für einen Eintrag im Goldenen Buch, der in einer historischen Schrift,  der „Fraktur“, geschrieben wird, benötigt sie rund vier bis fünf Stunden. Die Mutter dreier erwachsener Kinder und stolze Großmutter von fünf Enkelkindern hat nach der Schulzeit Kunsterziehung in Mainz auf Lehramt studiert. Dort musste man im ersten Semester verpflichtend das Fach Schrift belegen. „Nach einer Grundausbildung bezüglich Buchstaben-Proportionen, Wort- und Zeilenabstand etc. habe ich begonnen, meine Handschrift zu perfektionieren. Im Laufe der Zeit habe ich eine eigene, unverwechselbare ´kalligrafische Handschrift´ entwickelt , die ich unter anderem im Gästebuch der Stadt verwende.“ Wenn sie gefragt wird, welchen Beruf sie ausübt, sieht sie sich als Künstlerin und als Kalligrafin mit Schwerpunkt Handschrift. Als Kunstlehrerin war sie trotz ihres Studiums nie tätig. Neben dem „schönen Schreiben“ arbeitet sie mit großer Leidenschaft in experimenteller Weise mit Buchstaben und Text als bildnerische Mittel, vergleichbar mit einem abstrakten Gemälde. Auf ihrer Homepage (handgeschrieben.com) kann man sich einen Überblick über ihre Arbeiten verschaffen. Im Kempener Einzelhandel gibt es eine Auswahl aus ihrer Karten-Edition (Beileidskarten). Ihre knappe Freizeit verwendet sie für Gartenarbeit, Nähen oder gemütlich strickend auf dem Sofa. Oder in der Küche; sie liebt es, ihre Familie mit leckeren Gerichten zu verwöhnen. (tob/red)

BU: Kerstin Teetz mit dem jüngsten Eintrag für den Besuch von Bundesminister Christian Lindner. Foto: Tobias Stümges