Am 31. August feiert der Sechserrat der katholischen Jugend Hüls e.V. unter dem Vorsitz von Jutta Bongers sein 75-jähriges Bestehen mit einem besonderen musikalischen Event auf der Hülser Burg. Die hochkarätige Kölner Karnevalsband Klüngelköpp sorgt für die musikalische Untermalung dieses außergewöhnlichen Abends, der für Mitglieder und Freunde des Vereins organisiert wird. Der Sechserrat, der am 1. November 1949 gegründet wurde, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, in der er das karnevalistische Leben in Hüls maßgeblich geprägt hat.
Die Gründungsidee war klar: Karneval der Jugend für die Jugend. Alle jungen Männer, die zur katholischen Mannesjugend der Pfarre gehörten und Interesse an einer Mitwirkung hatten, waren vor 75 Jahren eingeladen, Teil des neuen Vereins zu werden. Schnell war man sich einig, dass ein eigener Karneval für die Jugend in Hüls etabliert werden sollte. Doch schon bei der Gründung stand der Verein vor einer Herausforderung: Während es im Karneval traditionell einen Elferrat gibt, entschieden sich die Gründer für eine kleinere Struktur – den Sechserrat. Diese Entscheidung fiel nicht nur aus praktischen Gründen, um genug Aktive für das Programm und fleißige Helfer hinter den Kulissen zu finden, sondern auch, um sich vom Elferrat der Kolpingfamilie zu unterscheiden. Rücksicht wurde zudem auf das relativ kleine Heinrichstift genommen.
Die erste Veranstaltung des Sechserrats war bereits für Februar 1950 geplant, nur drei Monate nach der Gründung. Doch die Durchführung stieß auf unerwartete Schwierigkeiten: Das Heinrichstift und andere Säle in der Umgebung waren durch die Kommunalverwaltung mit Flüchtlingen belegt, die dort vorübergehende Unterkünfte gefunden hatten. In ihrer Not mietete der Sechserrat den Saal Surkamp-Staebel, doch eine Überbuchung machte auch diesen Plan zunichte. So blieb dem jungen Verein nichts anderes übrig, als ein kleines Karnevalsfest zu organisieren und am Rosenmontag an einer Veranstaltung der Kolpingfamilie teilzunehmen.
Seit diesen bescheidenen Anfängen hat sich der Sechserrat zu einer festen Größe im Hülser Vereinsleben entwickelt. Neun Präsidenten haben den Verein in den vergangenen 75 Jahren repräsentiert, wobei jeder von ihnen dazu beigetragen hat, die Traditionen und den Zusammenhalt des Sechserrats zu bewahren und weiterzuführen.
Der Sechserrat mit seinen heute 74 Mitgliedern hat in seiner 75-jährigen Geschichte nur neun Präsidenten gesehen – eine bemerkenswerte Konstanz, die für die starke Bindung und das Engagement der Mitglieder spricht. Den Anfang machte Johannes Ficker, der den Verein von 1949 bis 1954 leitete. Ihm folgten Rudi Bienbeck (1955–1958), Hans-Werner Hanrath (1959–1962), Horst Schmidt (1963–1964) und Peter Heesen, der gleich zwei Amtszeiten von 1964 bis 1969 und erneut von 1971 bis 1975 innehatte. Weitere Präsidenten waren Michael Krudewig (1970–1971), Wilfried Wans (1975–1992), Lukas Hülbusch (1993–2013) und seit 2014 steht David Drink an der Spitze des Vereins.
Der ersten Vorsitz des Sechserrates übernahm Werner Kothen, der zwei Jahre später auch zum ersten Prinz Karneval des Vereins wurde. Ein zentraler Beschluss bei der Gründung war, dass der Sechserrat jedes Jahr sein eigenes Prinzenpaar haben sollte. Dieses Paar sollte bis zur offiziellen Proklamation geheim bleiben, wobei nur der Präsident und der Vorsitzende darüber informiert waren.
Ein weiteres Markenzeichen des Sechserrats ist die handwerkliche Vielseitigkeit seiner Mitglieder. Fast alle Handwerksberufe sind im Verein vertreten, was dazu führt, dass der Sechserrat auf externe Hilfe fast vollständig verzichten kann. Vom Bühnen- und Festwagenbau, dem Nähen und Schneidern der eigenen Kostüme sowie der Fertigung der Prinzenpaarorden wird alles in Eigenleistung gemacht. (tob)
BU: Der amtierende und die ehemaligen Präsidenten des Sechserrates zusammen mit der 1. Vorsitzenden Jutta Bongers v.l.: Rudi Bienbeck, Horst Schmidt, 1. Vorsitzende Jutta Bongers, Peter Heesen, Präsident David Drink, Michael Krudewig, Wilfried Wans und Lukas Hülbusch. Es fehlt Hans-Werner Hanrath, Johannes Ficker ist bereits leider verstorben. Foto: Tobias Stümges