Am 15. November feiern die Städte Kempen und Werdau (Große Kreisstadt im sächsischen Landkreis Zwickau) das 35-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Zum Festakt in Kempen wird auch Sören Kristensen (61, Unabhängige Liste Werdau), Oberbürgermeister der sächsischen Partnerstadt seit 2019, erwartet.

OB Kristensen, der Kempen bereits zweimal besucht hat – zuletzt 2024 –, freut sich auf das Festwochenende: auf das gesellige Beisammensein, unsere schöne Innenstadt, neue Anregungen und vor allem auf die erneute Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags – mehr als drei Jahrzehnte nach dem Beginn einer besonderen Freundschaft zwischen Ost und West.

Die Wurzeln dieser Verbindung reichen weit zurück: Bereits zwischen 1957 und 1961 fanden sportliche Begegnungen zwischen dem Kempener Leichtathletik-Club (KLC) und der BSG „Einheit“ Werdau statt. Der Mauerbau 1961 trennte damals nicht nur Deutschland, sondern auch die Menschen, die sich bei diesen Wettkämpfen kennengelernt hatten. Erst mit dem Mauerfall 1989 und der Öffnung der Grenzen erwachte die alte Verbindung wieder. Über die Sportler Karl-Heinz Schlingmann und Karl-Heinz Kolletzky wurde der Kontakt neu geknüpft – aus einem Wiedersehen entstand die Idee einer offiziellen Partnerschaft.

Am 30. September und 1. Oktober 1990, nahezu zeitgleich mit der Deutschen Wiedervereinigung, unterzeichneten die Bürgermeister Hans-Günter Liebisch aus Werdau und Karl-Heinz Hermans aus Kempen im Werdauer Rathaus die Urkunde zur Städtepartnerschaft. Diese Vereinbarung legte den Grundstein für eine enge Zusammenarbeit in den Bereichen Jugend, Schule, Kultur, Sport, Wirtschaft, Umwelt und Städtebau.

Zum 20-jährigen Jubiläum erinnerte der damalige Kempener Vizebürgermeister Otto Birkmann an diesen historischen Moment: „In der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 wurden die Kontakte zwischen unseren Städten offiziell zu einer Partnerschaft gemacht – ein Symbol für die Einheit Deutschlands und Europas.“ Er würdigte die Menschen, die von Anfang an dabei waren: die ehemaligen Oberbürgermeister von Werdau Bernd Gerber und Volkmar Dittric, sowie Karl Hensel, die Sportler der ersten Stunde – allen voran Karl-Heinz Kolletzky – und viele Ehrenamtliche, die diese Freundschaft lebendig hielten.

Birkmann betonte in seiner Ansprache, dass die Kempener Städtepartnerschaften immer aus privaten Kontakten entstanden seien – aus Begegnungen von Menschen, nicht aus politischen Beschlüssen. In Werdau waren es Sportler, die sich in freundschaftlichen Wettkämpfen begegneten; aus dieser Nähe wuchs Vertrauen, und aus Vertrauen wurde Verbundenheit. „Viele Kilometer wurden seitdem gefahren, viele Stunden gemeinsam verbracht – und aus manchen Begegnungen sind echte Freundschaften geworden, die keine offiziellen Aktivitäten mehr brauchen“, so Birkmann.

Noch heute steht die Partnerschaft zwischen Kempen und Werdau (mehr als 21.202 Einwohner) für gegenseitiges Verständnis und den Willen, Brücken zu bauen. Auch wenn sich die Formen der Zusammenarbeit verändert haben – der Geist der Verbindung lebt fort.

Birkmann schloss seine Rede damals mit einem Wunsch, der auch 35 Jahre später nichts an Bedeutung verloren hat: „Ich hoffe, dass unsere Kinder und Enkel eines Tages das 50-jährige Jubiläum feiern – als Zeichen, dass Freundschaft, Verständnis und Zusammenhalt keine Grenzen kennen.“ (tob)

Info: Der Name Kempen ist in Werdau an mehreren Stellen präsent: Eine Skulptur an der Marienkirche, nahe dem Rathaus und dem historischen Marktplatz, erinnert an die Städtefreundschaft, ebenso wie Hinweise auf den Ortsschildern und eine eigene Seite in der Imagebroschüre der Stadt.

BU aus Archiv der Stadt Kempen: Karl Hensel, Hans-Günter Liebisch und Karl-Heinz Hermans im Oktober 1990 in Werdau.