Momentan ist es ja besonders hip und aktuell in der deutschen Sprache ordentlich zu gendern, Sternchen und „Innen“ zu verwenden und Sprache fürchterlich aufzublähen, damit sich keiner auf den Schlips getreten fühlt. Dat ist zumindest meine Meinung. Richtiges Gendern zeugt mittlerweile gar von einer gewissen Sprachgewandtheit. Wer dat richtig kann, der ist auch gebildet. Ich finde ja, in Wahrheit ist eher der, oder die, gebildet, der situationsangemessenes Sprachwissen besitzt. Und das ist gerade hier am Niederrhein ja besonders wichtig.

Ich geb´ Sie mal en Beispiel: in Hüls gab es ja lange an der Gesamtschule eine Schulleiterin, die eijentlich aus Franken kommt. Klingt komisch, kannse aber nix für. Und gerade bei ihr, die ja als Akademikerin eigentlich eh gebildet ist, war dat aber mehr als wichtig situationsangemessenes Sprachwissen zu haben. Warum? Weil die musste ja nun auch zum Beispiel mit Eltern über Bildung sprechen. Dat ist eh schon nicht so einfach. Wenn man da aber sprachlich nicht richtig vorgebildet ist, da reichen auch Gendersternchen und das große Latinum nicht, denn Missverständnisse sind da vorprogrammiert. Es gibt Dinge, die muss man da wissen. Ich erklär Sie dat mal!

Hier am Niederrhein vertauschen wir ja beim Sprechen zunächst mal gerne entscheidende Buchstaben: aus „das“ wird „dat“, aus „ganz und genau“ werden „janz und jenau“. Also, t statt s und j statt g. Und Xanten sagt man hier ja auch nicht, dat heisst ja Zanten. Aber das sind ja nur Kleinigkeiten.

Schlimmer wird es aber, wenn es in die Grammatik rein geht. Et ist zum Beispiel häufig so, dass im Rheinland die Fälle, also der Kasus, verdreht werden, besonders bei Pronomen. Müssense mal drauf achten, ich hoffe, dat is kein Problem für Ihnen!

Außerdem haben wir’s nicht so mim Jenitiv, äh, mit dem Genitiv. Es heißt also nicht „Frau Müllers Sohn Marcel“, sondern „Frau Müller der ihr seine Sohn Marcel“. Kommen Sie da bitte nicht durcheinander. Und bei Namen, besonders aus dem französischen Sprachraum, spielt auch die richtige Betonung am Niederrhein eine Rolle. Hier liegt zum Beispiel die Betonung nicht auf der zweiten Silbe wie bei Marcel, Pascal oder Nicole. Nein, dat heisst hier Marcel, Pascal und Nicole – Betonung auf der ersten Silbe! Meine Frau weiß, wovon ich rede – solche Dinge sind hier besonders wichtig! Und so konnte et halt sein, dat die Frau Direktorin aus Franken ohne passendes Sprachwissen im Elterngespräch mit Frau Müller saß und stetig von „Frau Müllers Sohn Marcel“ redete und die Frau Müller jar nicht registrierte, dat et die janze Zeit um „der ihr seine Sohn Marcel jing“. Missverständnis vorprogrammiert!

Und mit Namen ist dat sowieso schlimm für die Lehrenden heutzutage, ich weiß wovon ich rede. Spätestens seit der Erfindung des Bindestriches steht man da teils wie der Ochs vorm Berge. Setzen Sie sich mal mittags auf nen Kinderspielplatz und hören Sie einfach nur hin. In 80 % der Fälle, wenn eine Mutter 6 Namen ruft, kommen maximal 3 Kinder. Und nicht weil die schlecht hören, nein, die Mutter hat gar nicht mehr Kinder gerufen. Jeremy-Pascal, Vivian-Joy und Jason-Mogli sind da noch harmlose Beispiele. Et sind quasi der Namensgebung keine Grenzen gesetzt. Ein Trend, der offensichtlich aus Amerika kommt. Da benennt man zum Beispiel auch Kinder nach den Lieblingsmusikern. In den 50er/60er Jahren ging dat mit Elvis ja noch, heute heißen Kinder schon Metallica und Nirvana oder gar Beyoncé und J-Lo. Googlen Sie dat mal. Und dat fängt in Deutschland auch an. Ich will gar nicht wissen, wie viele Helenes die letzten Jahre in unserem Land geboren wurden – zumindest wenn die Vorsitzenden der Landjugend oder Feuerwehrmänner Väter geworden sind.

Ist ja alles nicht schlimm, aber wenn et dann so weit geht, dat der Name des Kindes zum Beispiel den Ort der Zeugung andeutet, dann wird et schon doller. Das kann harmlos sein, wenn die Kinder im Frankreich Urlaub entstanden, dann nennt man sie gerne Chantal oder Jerome, äh, pardon, Chantal oder Schromm. Aber dat ganze wird ja räumlich immer konkreter, in Amerika heißen Kinder mittlerweile Brooklyn, Paris oder Chelsea. Ich warte ja jetzt nur drauf, dat in Krefeld die erste Jellep-Stratum getauft wird. Da wäre dann der Bindestrich auch direkt mit dabei.

Und mittlerweile wird et noch doller, die Zeit der Zeugung spielt nämlich mittlerweile auch eine entscheidende Rolle bei Namensgebungen. April, May, June – dat sind in Amerika gängige Namen, weil der entscheidende Beischlaf scheinbar eben dann gehalten wurde. Und mit solch einem Wissen, kann man ja Kindern nicht mehr unvorbelastet begegnen. Ich zum Beispiel habe einen August bei mir in der Klasse und der hat im Mai Geburtstag. Und jetzt fangt ihr mal an zu rechnen!!!

Ich bin ganz ehrlich, wenn dat alles so weiter geht, dat zum Beispiel über die Kindernamen so viel wirklich konkretes Hintergrundwissen preisgegeben wird, wat man eijentlich gar nicht haben wollte, dann kann richtiges Gendern doch nicht unser größtes Problem sein, sondern eher die Frage, wann das erste Kind in einer rheinischen Schulklasse sitzt, das auf den Namen „August-Küchentisch“ hört.

Und so finde ich, dat et immer erstmal am wichtigsten ist, dat man vermitteln kann, wat man wie meint, und nicht, ob ein Sternchen auch an Innen (oder Außen) denkt! Wer da für den Niederrhein noch ein wenig Hilfe braucht, der besucht einfach mal die Krefelder Pappköpp oder unterhält sich mal mim Oppa oder der Omma, die sind ja mittlerweile auch geimpft.

In diesem Sinne, macht et euch nett, heimische Sprache kann auch wat Schönes sein!

Euer Breetlooksman