Der gemeine Hülser ist ja dafür bekannt, dass er keine halben Sachen macht. Denn halbe Sachen sind ja nix Halbes und nix Ganzes. Die bringen einem eigentlich nix. Es sei denn, wir sprechen vom lieben Robby Deckers und den weltbesten halben Sachen, die man so machen kann – halbe Hähnchen! Da kennt der Hülser nix und tut sich gern mit jemand anderes zusammen, so dass aus einem Ganzen zwei leckere Halbe gemacht und geteilt werden können. Am besten noch mit Pommes und dick Luvat dabei. So machen halbe Sachen Spaß!

Seit neuestem wird es in Hüls allerdings Trend, dass man auch im nicht-kulinarischem Bereich halbe Sachen macht. Und da kann der Hülser und auch die Hülserin eigentlich kaum mit umgehen. Alles fing damit an, dass nach der letzten Kommunalwahl 2020 auf einmal zwei Personen genannt wurden, die in der nächsten Legislaturperiode den Bezirksvorsteher Posten jeweils für die Hälfte der Zeit machen werden. Dat hat et noch nie gegeben – zwei halbe Bezirksvorsteher, die eigentlich ganze Arbeit verrichten sollten! Wie soll dat denn gehen? Halbe Sachen sind da doch vorprogrammiert, zumal der erste der beiden (der mit der Brille) ja bald schon wieder an den zweiten (der mit dem grünen Daumen) übergeben wird. Man hat ein wenig Sorge, dass beim Übergang die Hälfte liegen bleibt.

Aber wie komm ich überhaupt da drauf? Ist doch klar. Seit geraumer Zeit schaut man ja jetzt mitten in Hüls auf einen halben Kirmesmarkt, eben als Ausdruck der halben Sachen, die sich in Hüls eingeschlichen haben. Schön ist er geworden, der Markt, aber eben nur halb und nicht fertig. Fertig ist die Seite des Kirmesmarkt, wo der mit der Brille nebenan gerne Schnitzel essen geht. Der schaut jetzt beim leckeren Mahl auf seine fertige Seite und sagt sich: Gut gemacht! Unfertig ist aber eben noch die Seite, wo die einzigen Bäume stehen und irgendwann mal E-Auto-Ladesäulen hinkommen sollen. Das ist natürlich keine Sache für den mit der Brille, der kennt sich damit nicht aus. Dat muss der mit dem grünen Daumen machen, ist ja auch sein Fachgebiet. Der kommt aber erst Anfang nächsten Jahres an die Reihe, also bleiben wir erstmal auf der halben Sache sitzen und warten bis der Machtwechsel vollzogen worden ist. Erst dann kriegt der an sich schöne Marktplatz dann auch ein wenig Seele, in Form von Bepflanzung und grünen Momenten, die den Hülsern momentan da noch fehlen. Ist dem mit der Brille aber egal, seine Seite ist ja fertig – Denkt er! Denn stellt man sich mal an den Rand des schönen Vorplatzes vor dem Tim seine Kneipe und blickt bedächtig auf die Straße Auf dem Graben hinab tun sich Gräben, wenn nicht sogar Abgründe auf. Zum einen ist die Straße inklusive Gehweg ja auch nur halb fertig, und zum anderen thront man so hoch über dem halben Graben drüber, dat man regelrechte Schwindelanfälle bekommt. Dat ist für Otto-Normal-Hülser relativ egal, denkt man aber über die Tatsache nach, dass neben dem mit der Brille auch gerne mal sogenannte Fußballer in der dort ansässigen Kneipe konsumieren – und zwar eher flüssig und auch nicht zu knapp – dann stellt man sich schon die Frage, wann da der erste mal abends runterkracht, so ganz ohne Geländer oder schützendes Grün. Halb fertig eben das Ganze! Und wer den Fußball in Hüls momentan verfolgt, der weiß, dass die Kicker zurzeit ordentlich Grund zum flüssigen Konsumieren haben, die machen nämlich keine halben Sachen. Nicht auszudenken, in welchen Gemütszuständen die nach einem möglichen Aufstieg in die Bezirksliga da am Abgrund stehen könnten. Wenn dat mal jut jeht!

Ich persönlich wünsche mir ja statt der 3-4 Ladesäulen auf der unvollendeten Seite eher 3-4 Bäume mehr auf dem Platz. Zum einen wär dat einfach schöner und zum anderen tun die 4 Bäume garantiert mehr Gutes für dat Klima als weitere 4 Ladesäulen, wo ein verwaister einzelner Renault Zoé sein einsames Dasein fristet, 24/7 den Akku auf Erhaltungsladung, ohne auch nur annähernd 1000 km im Jahr fahren zu können. Wat für en Halfjehangs! Irgendwie ist dat mit den E-Autos dann doch auch nur ne halbe Sache. Dann lieber ein paar ganze Bäume. Da haben wir mehr von!

Und ich stell mir vor, wie das in Hüls so weiter gehen könnte, wenn alles nur halb gemacht wird. Der Tim zapft neben dem halben Kirmesmarkt künftig erstmal nur halbe Bier, um sich der Umgebung anzupassen. Dat Rathaus bekommt dann vielleicht nen Aufzug, der fährt aber gar nicht in den 1. Stock. Oder der sagenumwobene „absenkbare Pöller“ für den Marktplatz versperrt vielleicht nur halbtags die Zufahrt zum Markt, so dass trotzdem noch jeder am Abend seinen SUV auf dem Markt abstellen kann, um die weit entfernten italienischen Feinkost-Restaurants zu besuchen. Oder die Kinder in Hüls bekommen nur eine halbe Pumptrack Bahn (wat immer dat is!) direkt neben der immer schon nur halbfertigen Dirtbike-Bahn an der St. Huberter Landstraße und können diese das halbe Jahr lang gar nicht finden, weil die Rasenflächen drum herum weiterhin nur halbherzig geschnitten und gepflegt werden. Dat wär doch glatt nur der halbe Spaß. Und über ein halbes Schwimmbad in Hüls will ich erst gar nicht anfangen! Dat hätte aber wat, so ein 25-Meter Sportbecken, wat aber nur nen halben Meter tief ist und zur Hälfte Freibad und zur anderen Hälfte Hallenbad wäre. Ich könnt ganze Bücher füllen mit den Gedanken über halbe Sachen, die in Hüls vielleicht noch kommen.

Naja, die Legislaturperiode der zwei halben Portione.., äh Bezirksvorsteher, ist ja noch gar nicht ganz halb um. Vielleicht kommt da ja noch wat und die zwei gehen noch auf’s Ganze. Nen halben Kirmesmarkt haben wir aber erstmal noch fast en ganzes Jahr. Da hilft auch kein dick Luvat.

Ich jedenfalls geh gleich morgen erstmal zum Robbie und hol mir halbe Hähnchen und zwar zwei. Von halben Sachen hab ich erstmal genug! In diesem Sinne, macht et euch nett!

Euer Breetlooksman – Stefan Erlenwein

Timo Kühn. Illustration: Chris Yang
Thorsten Hansen. Illustration: Chris Yang