In unserer Heimat Hüls steht verkehrstechnisch so einiges an … oder auch nicht!? Denn eigentlich wird fast überall nur etwas auf die Straße aufgemalt oder Dinge und Machbarkeiten geprüft, für wirkliche Umsetzungen fehlt jedoch wahrscheinlich einfach die Kohle, es gibt nur keiner zu. Womöglich fehlt aber auch einfach Durchsetzungsvermögen oder schlichtweg Fantasie. Lediglich für den ominösen versenkbaren Pöller auf dem Markt, der uns schon seit Jahren verfolgt, wurde eine Lösung gefunden. Der wird jetzt einfach ein fester Pöller. Dafür gibt es aber nen versenkbaren irgendwo anders auf der Konventstraße. Wo, wird allerdings noch geprüft, wir können also weiter gespannt sein. 

Bis der Ort der Versenkung festgelegt wird, vergehen bestimmt auch noch 27 Wochenmärkte oder die derzeitig politisch Verantwortlichen sind selbst wieder in der Versenkung verschwunden. Aber wenn der Pöller erstmal irgendwo platziert wird, dann kehrt endlich Verkehrsruhe in unsere eh schon so ruhige Fußgängerzone ein. Davon kann die Fette Henn nur träumen, kaum hat man dort den Versuch niedergeschmettert, Wohnraum in der Grünen Lunge von Hüls, und somit auch mehr Verkehr auf der Fetten Henn, zu schaffen, da fällt irgendwem auf, dass da ja eh schon immer zu schnell und zu viel gefahren wird. Man erkennt plötzlich, dass die Fette Henn ein verkehrstechnisch bedeutender Knotenpunkt unseres Dorfes ist und nun werden an verschiedenen Stellen Bodenschwellen angebracht und sogar ein Blitzer. Irgendwie ist das doch wie mit den Kanonen auf Spatzen schießen! Ich fahre dort sowohl mit dem Fahrrad als auch mit dem Auto von Natur aus nur Schrittgeschwindigkeit, weil ich seit mehreren Jahren das Gefühl habe, dass mir die dort verlegten Pflastersteine bei höherer Geschwindigkeit um die Ohren fliegen, so locker wie die alle im Boden sitzen. Allein die Geräuschkulisse beim Überfahren dieser Straße bewegt einen hörenden Menschen doch dazu, auf die Bremse zu treten. Aber wahrscheinlich liegt das am dort torfhaltigen Boden, der für Bebauung jeglicher Art einfach noch nie geeignet war. Auf die Bilder vom Blitzer freue ich mich schon am meisten, so kann man mal nachhaltig prüfen, wer sich die lebenswerte grüne Oase denn wirklich regelmäßig anschaut. Obwohl wahrscheinlich sind einfach nur rennende Kinder drauf zu sehen, die sich trauen von losem Pflasterstein zu losen Pflasterstein zu hüpfen. Wo sollen die auch sonst spielen in Hüls? Etwa auf der verwaisten Pumptrack-Bahn an der St. Huberter-Landstraße? Viel zu lame geworden, das Ding. Da geht keiner mehr hin.

Aber wenigstens gibt es an der St. Huberter-Landstraße kleine versetzte Verkehrsinseln, die Autofahrer tatsächlich davon abhalten könnten, zu schnell zu fahren und eine Gefahr für die auf dem Rollschuh-Platz spielenden Kinder darzustellen. Davon können die engagierten Eltern rund um den Steeger Dyk nur träumen, wenn ihre Kinder versuchen, zwischen den selten bis wenig beschnittenen Gräsern am Straßenrand den Dyk auf ihrem Schulweg zu überqueren. Aber auch dort soll etwas passieren. Ich zitiere: erste kleine Maßnahmen sind vorgesehen und werden, wie kann es anders sein, geprüft. Es soll auf der Fahrbahn etwas „für den PKW-Fahrer Fühlbares“ angebracht werden, wodurch „Vibrationen und Geräusche an den Fahrzeugführer vermittelt werden“. Da bin ich jetzt gespannt: verlegen die dort das gleiche Pflaster wie auf der Fetten Henn? Dat is auch fühlbar, scheint aber nix zu nützen. Ich glaube ja eh, dass diejenigen, die dort zu schnell fahren, eh nix fühlen, weil sie in ihren Dreier-Wagen aus Bayern irgendeine Hottentotten-Musik mit 250 Dezibel hören oder ohnehin nicht unbedingt die Gefühlsduseligsten sind. Da ist es jetzt wahrscheinlich nicht die beste Lösung dort mit „etwas Fühlbarem“ zu agieren, es sei denn, es ist die Leere im Portemonnaie aufgrund gezahlter Bußgelder oder fehlender Fahrerlaubnisse. 

Und was soll das überhaupt heißen – „erste kleine Maßnahmen“? Warum sorgt man nicht direkt für eine finale große Lösung? Wie oben schon erwähnt, weil wahrscheinlich Durchsetzungsvermögen, Fantasie oder schlichtweg die Kohle fehlt. Naja, wird schon irgendwie gut gehen.

Genauso wie es auch an der Ecke Schulstraße/Tönisvorster Straße gut gehen wird. Seit Jahren sieht man dort von Hüls kommend nach rechts hin nichts, außer der Werbung verschiedener Zirkusse auf einem viel zu hohen Holzzaun! Jetzt soll es aber besser werden, indem die Markierung so verändert wird, dass man weiter nach links fährt, um einen größeren Blickwinkel zu bekommen. Das wird die gleichen oben erwähnten gefühlsduseligen PKW-Fahrer bestimmt dazu bewegen, brav in der Schlange nach links zu warten, wenn sie doch eigentlich nach rechts Richtung B9 wollen, um dort ihren fetten Benzinmotor wieder aufheulen zu lassen. 

Na, wenigstens fahren die dann nicht mehr Richtung Steeger Dyk. Warum kann man nicht das offensichtliche Problem an der Wurzel packen und veranlassen, dass ein viel zu hoher Bretterzaun einfach mal ein wenig niedriger geplant wird. Dann kann man auch wieder was sehen. Durchsetzungsvermögen sag ich nur.

Ich frag mich leider immer häufiger, ob Verkehrssicherheit vielleicht gar kein verkehrstechnisches Problem ist, sondern ein gesellschaftliches. Denn nirgendwo wird doch die Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen so ausgelebt wie im Straßenverkehr. Vielleicht müssen wir für all das gar keine verkehrsplanerischen Lösungen finden, sondern eher zwischenmenschliche. Aber wenn man sich in der Welt momentan so umguckt, werden solche Lösungen wahrscheinlich länger auf sich warten lassen als der versenkbare Pöller am Markt, denn zwischenmenschlich scheint doch nicht nur im Verkehr so einiges schon seit langer Zeit in der Versenkung verschwunden.

In diesem Sinne, macht et euch nett und haltet vor allem in der dunklen Jahreszeit die Augen auf, wem ihr im Straßenverkehr so begegnet, vor allem wenn die Person eher klein gewachsen ist. Bei uns Hülsern habe ich da eigentlich schon noch Hoffnung, dass da zwischenmenschlich was geht.

Euer Breetlooksman

Eine Kolumne vom Breetlooksman Stefan Erlenwein