Bald ist es vorbei – dat Sommerloch, in dem Jahr für Jahr ausgesprochene Langeweile herrscht und alle Daheimgebliebenen sowohl im Büro als auch zuhause nicht wissen, wie sie ihre Zeit denn totschlagen können! Vor allem als in Hüls jegliche Kinder das Weite gesucht haben, weil Pfarrjugend, Pfadfinder und HSV ihre Ferienfreizeiten durchgeführt haben, wünscht man sich mehr denn je das Freibad zurück, um die gähnende Leere auf den heimatlichen Straßen zu überspielen. Aber haben wir denn wirklich ein Sommerloch gehabt? Zum einen kann man ja nur bedingt von einem vorhandenen Sommer sprechen und zum anderen gab es ja noch die Rettung gegen sommerliche Langeweile – Olympia! Und da waren mit Lea Schüller und Luca Witzke sogar Exil-Hülser bei, denen wir doch alle gern die Daumen gedrückt haben.

Dieses Jahr fand das Spektakel ja in Paris statt, vor historischen und monumentalen Kulissen wie dem Eiffelturm oder Schloss Versailles! Da hatte sogar der Nicht-Sportfan wat zu gucken. 

Ich finde ja dat Schönste an Olympia, dat man sich dann auch Sportarten anschaut, die man sonst nie gucken würde, weil man eigentlich auch gar nicht wusste, dat et die Sportart überhaupt gibt. Wat hab ich mitgefiebert beim Mixed-Bogenschießen oder beim Schießen aus der Schnellfeuer-Pistole für Herren – ein Traum für Männer, bei dem ein paar korpulente Typen innerhalb von 4 Sekunden ein Magazin leer ballern dürfen wie Clint Eastwood in seinen besten Zeiten. Oder dat Sportklettern der Damen, wo die Mädels superflink Wände hochgekrabbelt sind, die höher waren als die Mieten in Paris. Die waren so schnell, ich dachte, die würden von irgendwem an dem Sicherungsseil hinter den Kulissen hochgezogen werden und haben nur so getan als würden sie klettern. Vielleicht war et auch so, aber dann wäre et auch von den Seilziehern eine sportliche Höchstleistung gewesen, die zu würdigen ist.

Toll fand ich auch den lässigen Türken, der sich in Jeanshose und mit Hand in der Tasche mal eben zu Silber mit der Pistole geballert hat, während andere sich versiert eines ihrer beiden Augen abgeklebt und Scheuklappen links und rechts getragen haben, damit sie beim Schießen bloß nicht gestört werden. Warum schwierig, wenn es auch lässig geht? Man munkelt, der türkische Schütze soll nun der neue James Bond werden. Der schießt auch nie daneben.

Vielleicht hat der Typ auch vor den Spielen im Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen Fernsehsender das Olympische Komitee mit der Knarre in der Hand dazu gedrängt, mal Nachhilfestunden in Jugendkultur zu nehmen und das sportliche Angebot mal zu überdenken. Schließlich gab et jetzt auch neue Sportarten wie Breakdance, HipHop und Skateboarding. Irgendwat muss man ja tun, um die Jugend von Netflix und TikTok wegzuholen, damit sie wieder ARD und ZDF gucken. Ich persönlich fände das auch nen guten Ansatz, um mal den Fernsehgarten zu revolutionieren. Einfach dat Wasser aus Kiwis Pool ablassen und dann können ein paar coole SkateboarderInnen im leeren Pool die neuesten Tricks und Flips zu Giovanni Zarellas und Ross Anthonys neuesten Smash-Hits droppen, während im Hintergrund ein paar Ghetto-Kids 3×3 Basketball auf einen Korb spielen. Am besten mit so nem Korb aus Ketten wie im Hinterhof der Bronx! Toll! Da würde sogar das Olympia-Maskottchen Snoop Dogg zu Besuch kommen! Kiffen darf er ja jetzt auch bei uns. Win Win!

Höchst interessant sind aber auch die kleinen und großen Skandale bei Olympia – und da gibt es ja jedes Jahr welche. So wurde in diesem Jahr zum Beispiel medial auf höchst bedenkliche Weise darüber gestritten, ob denn nun eine Boxerin Boxerin oder Boxer sei. Ein Festessen für all die, die gerne in der Anonymität der sozialen Medien über andere urteilen und befinden. Sehr bedenklich, zumal die gleiche Dame vor drei Jahren in Tokio sang- und klanglos in der Vorrunde ausgeschieden ist. Da hat es dann keinen interessiert, welchen Geschlechts sie sein könnte. Aber in diesem Jahr wurde dann von genau den Menschen fleißig angeprangert, dass ein vermeintlicher Boxkampf zwischen Mann und Frau ja sportlich unfair sei, die sich in ein paar Wochen wieder höchst amüsiert im Fernsehen anschauen, wenn Stefan Raab gegen Regina Halmich antritt und wahrscheinlich erneut die Visage poliert bekommt. Fürs Entertainment kann man eben ruhig auf geschlechtliche Gleichberechtigung pfeifen – Hauptsache der Raab ist zurück. 

Und nur nebenbei – ich bin mir nicht sicher, ob alle Triathletinnen und Triathleten, die für ihre Wettkämpfe in die braune Brühe der Seine gehüpft sind, beim Heraussteigen noch das gleiche Geschlecht hatten wie beim Start. Hat auch keinen interessiert, genauso wenig wie die Sichttiefe in diesem Gewässer. Ach, hätten wir doch noch unser Freibad, das Sommerloch wäre gar nicht so schlimm gewesen.

In diesem Sinne – macht’s euch nett, in 4 Jahren ist wieder Olympia, vielleicht dann mit Wettkämpfen in Mixed-Brawlstars und Pfahlsitzen.

Euer Breetlooksman