Vor 45 Jahren, am 16. Mai 1976, fanden in Krefeld die Deutschen Marathonmeisterschaften statt. Das Ergebnis konnte sich – zumindest aus Krefelder Sicht – mehr als sehen lassen: Der heute 75-jährige Hülser Paul Angenvoorth siegte im Trikot von Bayer Uerdingen, seine Verlobte und heutige Ehefrau Manuela Preuß wurde Zweite. Angenvoorth ging als Lokalmatador und Olympiateilnehmer von München in den Wettbewerb. Nach 15-jähriger Lauftätigkeit holte er mit diesem fabelhaften Lauf seinen ersten deutschen Meistertitel – was für eine tolle Sache, dass dies auch noch in der Heimat gelang. Die Zeit von 2:15:56 Stunden (h) war die schnellste jemals gelaufene Zeit bei einer Deutschen Meisterschaft. Am Abend des 16. Mai knallten bei der Siegerehrung im Haus Blumental noch einige Sektkorken. Es blieb aber bei einer kleinen Feier, ins Krefelder Nachtleben zog es danach keinen. „Ich musste am nächsten Tag auch wieder arbeiten“, erinnert sich Angenvoorth. Seine Karriere verlief wechselhaft. 1968, bei seinem ersten Start bei der Deutschen Meisterschaft in Berlin über die 42,195 Kilometer, erreichte er in 2:22:49 h prompt den dritten Platz und hatte damit die Norm für die Spiele in Mexiko in der Tasche. Da es aber seinerzeit drei schnellere deutsche Marathonis gab blieb er zu Hause. Erst 1971 gelang ihm in einer Zeit von 2:18:57 h in Manchester ein beachtliches Comeback auf der Königsdisziplin der Leichtathletik. Die gute Form konnte er 1972 bestätigen und qualifizierte sich für die Spiele in München. Hier lief er mit 2:20:19 h nicht nur die schnellste Zeit eines Deutschen bei Olympischen Spielen jemals, sondern sorgte mit dem 16. Rang auch für die beste Platzierung eines Deutschen über die Marathon-Distanz bei Olympischen Spielen. Angenvoorth stand als kaufmännischer Angestellter zusätzlich zum seinem intensiven Sportleben voll im Berufsleben. Nicht selten lief er morgens aus Hüls ins Bayer-Werk, und abends mit Umweg über die Sportanlage am Löschenhofweg wieder zurück. „Ich arbeitete acht Stunden am Tag und konnte mich nicht wie einige Konkurrenten voll auf das Training konzentrieren. Dennoch hieß mein Ziel, möglichst weit vorn, wenn möglich ganz vorn zu sein“, so Angenvoorth. Nach einer erneuten langen Verletzungspause gelang ihm im Herbst 1977 noch einmal ein Comeback mit dem dritten Platz bei der Marathon-DM in Berlin in persönlicher Bestzeit von 2:15:42 h. Seine Ehefrau wurde hinter Vahlensieck, die in neuem Weltrekord von 2:34:47 h gewann, in 2:38:09 h erneut Zweite. Zusammen waren die Angenvoorths damit offizielle das schnellste Ehepaar der Welt. Im Winter 1978 beendet er nach 439 Wettkämpfen seine langjährige Karriere. (red)

BU: Paul und Manuela Angenvoorth. Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, von A. Bischof.