Sagen Sie mal, kennen Sie eigentlich auch jemanden, der so aussieht wie jemand anderes? Und wenn Sie dem begegnen, dann denken Sie stickum, „et könnt auch der Dings sein…“ Er is et aber nicht. Aber, Sie denken es trotzdem jedes Mal. Ich seh‘ hier in Kempen auch manchmal einen Typen, der haargenau aussieht wie ein guter Kollege. Und jedes Mal denke ich natürlich, er könnte es sein. Obwohl dat ja Quatsch is. Der Kollege wohnt in Westfalen, also gegenüber vom Niederrhein. Aber der Mann von hier muss dat irgendwie inzwischen doch gemerkt haben und denkt sich wahrscheinlich auch insgeheim jedes Mal: „Wat guckt der Vogel mich denn wieder so an?“

Wahrscheinlich sehe ich in der Sekunde so aus, als würde ich ihn jeden Moment grüßen wollen, „Moin Kollege“, mach‘ et dann aber natürlich nicht. Ist ja auch irgendwie blöd. Im Prinzip müsste ich ja eigentlich direkt dahin gehen und sagen: „Entschuldigung, Sie sehen haargenau aus wie ein guter Kollege von mir, deshalb gucke ich sie immer schon mal an, wenn wir uns auf de Straß zufällig sehen“. Und dann käme entweder von ihm eine spontane Scheibenwischerbewegung vor seiner Stirn oder ein freundliches „Ach so. Un‘ ich hab‘ immer schon gedacht, wat will der Vogel eigentlich von dir?!“.

Im Holland-Urlaub, damals mit meinen Eltern in Zeeland, da gab‘ et immer ein Restaurant, da bediente als Kellner „Bata Illic“. Die Älteren unter uns wissen, wen ich meine – alle anderen kurz mal eben im Netz nachschauen. Der Kellner sah haargenau aus wie Bata Illic. Auch deshalb gingen wir da immer gerne essen. Seine Kollegin hieß vielleicht zufällig auch Michaela, wer weiß.  

Und wo wir bei der Gastronomie sind: im „Venga“ stand ich letztens anne Tür, mit Maske, und wartete darauf, dass drei ältere Damen in Ruhe reinkommen konnten. Mit Impfnachweis und Personalausweis winkend inne Hand, sahen sie mich an und wollten von mir nun hören: „Guten Tag, alles in Ordnung, kommen Sie rein, da drüben ist ein ganzer Tisch für Sie!“ Ich sagte aber eben nichts, sondern wartete und lächelte höflich hinter der Maske, was eben zu dieser verwunderten Frage führte, die Sie in der Überschrift gelesen haben: „Sind Sie nich‘ der Chef vom Venga?“. Da wäre ich auch fast verwechselt worden. Wär aber nicht schlimm gewesen. Einmal Chef vom Venga sein, stell‘ ich mir interessant vor.  

Machen Sie et juut!

Stefan Verhasselt

(Foto: Siegfried Malinowski)

Info:

Stefan Verhasselt lebt in Kempen, ist Moderator (WDR) und Kabarettist.
Sein aktuelles, fünftes Programm heißt: „Kabarett 5.0 – Zwischen den Zeilen“. Nächste Termine in der Region: 22. April, Haus Deckers, Walbeck –
29. April, Wegberger Mühle, Wegberg – 5. Mai, Theater an der KÖ, Düsseldorf

Alle Infos und Termine: www.stefan-verhasselt.de