Ich bin ja jetzt auf Instagram. Da wollt ich eigentlich nie hin, aber wenn man seinen Stuff möglichst wyld an möglichst viele Leute bringen will, dann kommt man da nicht drum rum. Und da ich ja ein Macher bin, der ziemlich slay drauf ist, hab‘ ich gesagt, ich create jetzt meinen Content auf Insta, Diggah! SIU!!!

Ihr merkt, ich übe da sprachlich noch ein wenig, aber als Lehrer sitze ich ja quasi an der Quelle, um mich da perfekt weiterzubilden, damit ich nicht lost bin. Das wäre echt cringe! Allerdings hab` ich da auch gemerkt, dat man schon ein wenig alt wird und sich auch echt ein wenig von der Jugend entfernt hat, weil junge Leute posten und teilen ja alles, wat eigentlich keiner sehen will. Aber man lernt auch ganz viel über die Generation Z. Neulich hab ich beim Insta-Kanal einer meiner Klassenraum-Amöben folgendes Zitat gelesen: „Ohne Make up seh ich immer aus wie ne Zwölfjährige. Deborah, 12.“ Dat sollte man eigentlich lustig finden, wenn et nicht so traurig wär. Und da gibt et echt welche, die posten jeden Shit auf ihrem Profil: die neuen Schuhe oder Oberteile, neues Makeup, 70 verschiedene Duckface-Posen, jede zweite Woche einen neuen Boyfriend, Bilder ihrer Geschwister oder Haustiere, ausem Urlaub, vom Fitnessstudio und alles garniert mit einer klugen Lebensweisheit: „Mein Leben geht dich gar nix an, du Opfer!“

Instagram ist herrlich. Das ist der Ort, wo dir junge Gören mit 3 Kilo Makeup im Gesicht, angeklebten Wimpern, aufgepritztem Duckface und jeder Menge Fotofiltern sagen, dass du dich so lieben sollst wie du bist. Das einzige, was die jungen Menschen dort nicht tun, ist ihr Essen posten. Das ist meiner Generation überlassen. Wie viele Rezeptvorschläge ich schon nur aus den Whatsapp Stati meiner Altersgenossen erhalten habe, dat kannste an zwei Händen nicht abzählen. Mir könnt das ja nicht passieren – mein Essen ist gar nicht lang genug aufem Teller als dat ich et fotografieren könnte.

Aber man merkt schon, man wird langsam alt. Immer öfters erwische ich mich auch dabei, wie ich an Gesprächen teilnehme, die eigentlich eher im Gruppenraum der Seniorenresidenz Porthhof geführt werden müssten als zum Beispiel bei meinem Stammtisch unter jung gebliebenen Mitt-Vierzigern. Auf einmal ist Gesundheit regelmäßig ein Thema. Im Frühjahr dieses Jahres ging et zum Beispiel darum, wo ich mit meinen Kumpels vom Stammtisch als nächstes auf Männertour hinfahre. Alle zwei Jahre dat Wichtigste, wat wir beim Bier so zu besprechen haben. Schnell kam der Vorschlag auf, wie früher mal wieder ein zünftiges Festival zu besuchen. Viel schneller wurde dat aber wieder verworfen, denn 5 von 9 haben Rücken! Camping auffe Luftmatratze? Nee, dat jeht nicht! „Gibbet denn kein schönes Hotel am Nürburgring mit Boxspringbetten? Ich hab ja jetzt eins! Mein Frau sagt, seitdem schnarch ich nicht mehr.“ „Apropos, ich brauch auch ne Steckdose für meine Schnarchmaske am Bett. Geht dat denn beim Festival-Camping?“ „Nur mit Notstromaggregat, aber dat is dann so laut, da kannste die Maske auch auslassen.“ „Aber wenn wir dat machen, dann aber jeden Tag schön Ravioli ausse Dose! En bissken Festival-Feeling brauchen wir schon!“ „En ganzes Wochenende Ravioli ausse Dose kann ich aber nicht! Der Vranken sagt, ich muss auf et Chlosterin so langsam aufpassen.“ „Apropos, wer war denn dieses Jahr schon beim Urologen?“ So oder so ähnlich ging et da zu. Schnell wurde uns auch klar, Rock am Ring is eh zu teuer. Man muss ja auch ein bissken drauf achten, wat die Gas- und Stromrechnung am Jahresanfang so sagt. Und zack, waren wir beim nächsten Thema der älteren Generation – Energiesparen!

„Ich hab ja mittlerweile überall auf LED umgestellt.“ „Ja, und wir lassen zusätzlich die Außenleuchte an der Haustür aus! Sogar mit der ganzen Nachbarschaft auf unserer Privatstraße gemeinsam!“ „Dat is ja gar nicht so doof, dann kommen auch weniger Kinder an Halloween und St. Martin! Schokolade ist ja auch so teuer geworden!“ „Ich heiz ja dat Haus jetzt nur noch auf 21,5 Grad maximal! Hab ich gestern runtergedreht!“ „Dat wär meiner Frau ja zu kalt!“ „Wir haben die Heizung noch gar nicht an! Momentan läuft nur der Kaminofen.“ „Aber der Raummeter Holz is doch mittlerweile genau so teuer wie Gas.“ „Ich muss dat alles eh nicht, ich hab ja nen Vertrag bei der SWK mit Preisgarantie für die nächsten zwei Jahre!“ „Ach, du bist bei der SWK? Ich bin ja Yello Strom, da bin ich hin gewechselt, weil da gab et en iPad zum Vertrag!“ „En iPad brauch ich eh nicht mehr, ich bin ja jetzt auch raus aus Facebook! Da findse ja keinen mehr!“ „Dann musste Insta machen, dat is eh viel besser! Da kannste Reels machen, dat is super!“ „Wat is denn en Reel?“

Und dann ist man thematisch wieder bei Instagram, wo man sich eben auch wieder alt fühlt, weil man da auch sieht, dass auch die Kleinen langsam groß werden. Sowohl die eigenen als auch die von den anderen. „Hömma, habta denn auf Insta schon mal die Tochter von der Dingens gesehen? Näh, wat is die jroß jeworden.“ „Jo, nach zwei Jahren Maske erkennste die alle nicht mehr!“ „Mein Kleiner will jetzt übrigens auch Insta und nen Fernseher im Zimmer.“ „Ja, will meiner auch. Dem hab ich gesagt, der soll erstmal dat ganze Lego verkaufen, dann kann der sich dat zusammensparen.“ „Meiner spart jetzt auf neue Schuhe! Da kannste nicht mehr kaufen, wat du willst!“ „Jo, dat müssen Jordans von Nike sein und die kosten so viel, da krieg ich drei paar Schuhe für!“ „Den Michael Jordan, den kennen die doch alle gar nicht mehr! Aber Hauptsache die Schuhe von dem haben!“ „Ja, und ne Napapiiri Jacke oben drauf und nen Ellesse Hoodie!“ „Wat is denn Napapiiri?“

Jaja, die Zeit schreitet voran, aber so lang man dabei noch wat zu lachen hat, ist doch alles gut. Ich geh jetzt erstmal wieder auf Insta und schau mir die ganzen Bilder von unserer letzten Männertour an. Wat war dat witzig! 4 Tage München, 7 Stunden Fahrt mit Flixtrain, war am günstigsten. Und der Rücken tut mir immer noch weh von der Fahrt. Aber wat soll et!

Macht et euch nett und dreht die Heizung ruhig wat wärmer, da bleibt man gesund.

Euer Breetlooksman