Bereits seit den 1950er Jahren spielen die Mitglieder des Posaunenchors der Ev. Kirchengemeinde am Heiligen Abend auf dem Burgturm der Kempener Burg. Nach der Bescherung und dem Weihnachtsessen gibt es eigentlich nichts Schöneres, als zufrieden die Zeit mit seinen Liebsten im warmen Zuhause zu verbringen. Eigentlich – denn seit 1958 ist es Tradition, am 24. Dezember, dem Posaunenchor unterhalb der Kempener Burg zuzuhören. Spätestens kurz nach 20 Uhr verlassen die Bläser die warme, heimische Weihnachtsstube und machen sich dick eingepackt auf den Weg zur Burg. Die Trompeten, Posaunen, Hörnern und Tuba müssen über enge Gänge, schmale Steinstiegen und steile Holzleitern auf die 30 Meter hohe Plattform des nordöstlichen Turms getragen werden – mit Scheinwerfern, Notenständern und auch Heißgetränken unterm Arm kein leichtes Unterfangen. Ab 21 Uhr spielt der Posaunenchor bekannte Weihnachtslieder, natürlich mit kleinen Unterbrechungen, in denen sich die Bläser mit einem Glühwein oder einem Glühpunsch inwendig erwärmen, denn die Finger einiger Bläser sind dann eiskalt – nicht jedes Instrument lässt sich mit Handschuhen spielen. Gegen 22 Uhr ist dann Schluss.
Aktuell gehören dem Chor, der einmal in der Woche am Mittwoch zu Proben in der Thomaskirche an der Kerkener Straße zusammenkommt, 14 Bläser an. Um die Organisation kümmert sich Stefanie Hollinger. Die 56-Jährige ist seit 27 Jahren hauptamtliche Kirchenmusikerin der Ev. Kirchengemeinde Kempen. Als solche leitet sie unter anderem seit sechs Jahren den Posaunenchor. Ihre Tochter hat bis zu ihrem Abitur in diesem Jahr auch mitgespielt. „Ein Revival gibt sie wohl an Weihnachten beim Turmblasen“, freut sich Mutter Stefanie, die selber auch Posaune im Chor spielt.
Das zurzeit jüngste Mitglied ist 17 Jahre alt, das älteste Mitglied Anfang 70.
Neben dem Turmblasen spielt der Chor bei Gottesdiensten, Gemeindeveranstaltungen, Konzerten, St.-Martinszügen und im Advent bei der Binnenschiffermission in Duisburg. (red/tob)
BU: Bei der Probe am 15. November, hintere Reihe v.l.: Ralf Basler, Martin Bökelheide, Sophia Wildner, Frank Lüth, Christoph Winkler und Adrian Ott. Vordere Reihe v.l.: Peter Zanders, Stephanie Hagen, Christiane Pokrandt, Dieter Kretzer, Lucia Eckhardt und Leiterin Stefanie Hollinger. Foto: Tobias Stümges