Wenn diese Kolumne hier erscheint, dann ist die Kommunalwahl in Krefeld grad vorbei. Dann wissen wir endlich, wer denn in Zukunft hier in unserem schönen Städtchen den Hut auf hat. Jetzt, wo ich die Kolumne unwissend über den Ausgang schreibe, freue ich mich aber viel mehr darauf, dass endlich nicht mehr jedes zweite Straßenschild von einem grinsenden Gesicht verdeckt wird, das sich für meine Stimme anbiedert. Aber trotzdem ist man schon dran interessiert, wer denn jetzt am 14. September der Sieger geworden ist. Bleibt der Mensch Meyer oder gibt es doch kühne Politik mit Durchblick? Wer vorher die Orientierung verloren haben sollte, konnte sich aber einfach an der Faustregel orientieren: Immer dem Kandidatenlächeln folgen, das am überzeugendsten aussieht, denn so funktionieren Wahlplakate nun mal.

So hatte die SPD ihren Oberbürgermeister Frank Meyer wieder auf Plakaten in Szene gesetzt – gern mit seriösem Blick, irgendwo zwischen „Ich löse jedes Haushaltsproblem“ und „Ja, ich habe den Schlüssel zum Rathaus wirklich dabei und hergeben tu ich den schon mal gar nicht“. Manchmal sah er dabei so entspannt aus, dass man fast vermutete: Der Wahlkampf ist für ihn nur eine Art verlängerte Kaffeepause. Genau so entspannt ging er scheinbar vorher auch mit der Leitung der Verwaltung und der Kommunalbetriebe um. Für vieles wurde sich in Krefeld entspannt so lang Zeit gelassen, dass man am Ende gar nicht mehr wusste, worüber man sich am Anfang denn aufgeregt hatte.

Die CDU war da überhaupt nicht so entspannt, sie schickte nämlich unseren Vorzeige-Hülser Timo Kühn ins Rennen, der auf seinen Plakaten so bodenständig wirkt, dass man fast erwartet, er würde gleich persönlich beim Wähler klingeln, um eine Lampe zu reparieren, den Rasen zu mähen oder einfach nur die Hand zu schütteln. Und wat war der rürig und hat nicht überall an Händen geschüttelt. Auf Plakaten, in pfiffigen Videos und Posts auf Instagram und Co., bei seriösen Talks und Podcasts mit wirklich ernstzunehmenden Persönlichkeiten und Fitnesspäpsten aus der Mitte der Gesellschaft oder bei verschiedenen Events der zahlreichen Vereine unserer Stadt. Der Mann hat seine Aufgaben in Sachen Medienpräsenz auf jeden Fall gemacht und Content über Content createt. Hoffentlich holt er sich die Massen an Geld, die er scheinbar für Marketingberatung ausgegeben haben muss, nicht irgendwann aus der Stadtkasse zurück. Sein tolles Papamobil, mit dem er sein Antlitz noch zusätzlich durch die Straßen der Stadt manövriert hat, ist ja sicherlich auch noch nicht abbezahlt. Aber jetzt beim Lesen wisst ihr ja sowieso, wat et alles wert war. 

Und die Grünen? Hatten die eigentlich auch nen Kandidaten? Unser lieber Thorsten traute sich ja nicht mehr, gegen die politischen Schwergewichte der zwei Volksparteien anzutreten (sind die das überhaupt noch?). Der traf sich lieber auf nen Kaffee mit sich selbst in der Kaffeewerkstatt. Vielleicht kam da auch ein gewisser Benjamin Zander. Noch nie von dem gehört vorher, aber er trat für die Grünen an und zwar nicht als Bürgermeister, sondern als der Bgrünermeister. Was immer er in Krefeld so begrünen wollte? In Sachen Wortspiel Kampagne hätte er aber vielleicht mal bei der CDU fragen sollen, wie man das richtig macht.

Andere Kandidaten gab es tatsächlich auch noch, aber sind wir mal ehrlich, so ne richtige Chance hatten die doch eh nicht. Letzten Endes ist es aber auch fast egal, wer da denn am Sonntag das Ruder übernommen hat, denn eins ist klar – mit klammer Stadtkasse kann versuchen wer will, dass Krefelder Schiff in einen sicheren Hafen zu steuern, besser als vorher wird et wahrscheinlich auch mit jemand neuem nicht. Aufschwung kostet nun mal Geld und den hat in NRW kaum eine Kommune. Also wird auch beim nächsten OB das gleiche passieren, wie bei allen anderen zuvor auch – et wird jemeckert. Und bringen tut et eigentlich eh nix, also lass mal lieber vor der eigenen Tür kehren.

Naja, ich denke mir da immer öfter, dass es Menschen gibt, die viel mehr zu klagen haben als wir. Die können sich gar nicht über Straßenschäden aufregen, da die Straßen dort, wo sie herkommen, gar keine Beläge haben. Oder die hätten das Wasser, was wir gern in neuen Schwimmbädern oder im Surfpark sähen, viel lieber schlichtweg zum Trinken. Wie können wir dann über vergleichsweise Belangloses meckern. Also erfreuen wir uns doch daran, dass die grässlich freundlichen Gesichter an den Laternen unserer Stadt nun weg sind und nehmen einfach an, dass wir es eigentlich gar nicht so schlecht haben. Ganz gleich, ob es jetzt weiter meyert, ob jemand in Krefeld alles „im Blick“ hat oder irgendwer irgendwas begrünt. Obwohl … vielleicht hängen aber alle Plakate auch noch, weil et noch ne Stichwahl am 28. September gibt. Naja, das wusste ich ja beim Schreiben nicht. Gibt Schlimmeres. In diesem Sinne macht euch nett.

Euer Breetlooksman Stefan Erlenwein