Wir leben gerade tatsächlich in schweren Zeiten. Erst, und immer noch, der ganze Corona-Wahnsinn, und jetzt kommt auch noch ein Krieg dazu, der uns alle irgendwie beschäftigt und zurecht betroffen macht!

Und da frag ich mich nun die ganze Zeit, ob eine Kolumne, die eigentlich die Menschen erheitern soll, da noch angemessen ist. Können wir hier Spaß machen, wenn es anderswo nichts zu lachen gibt? Schließlich leiden momentan viele Menschen darunter, dass ein eher kleingewachsener, offensichtlicher Despot seine Muskeln für die Welt spielen lässt, die er zuvor lange Zeit ordentlich an der Nase herumgeführt hat. Kann man dann mit süffisantem, humoristischem Blick auf die Geschehnisse daheim und in der Welt blicken? Schließlich geht es anderen viel schlechter als uns. Aber ich bin ganz ehrlich, bei meinen Gedanken darüber fiel mir auf, dass es doch vorher auch nicht groß anders war und keiner hat drüber nachgedacht, Feste, die Freude bereiten und zur Schau stellen, abzusagen oder keine kernigen Witze über Weltpolitik oder Ähnliches zu machen. Überall auf der Welt gibt es schon lange Konflikte, die andauern und Menschen in Notsituationen versetzen. Warum schreien bei diesen kaum Menschen nach weiteren Signalen der Betroffenheit, nach Solidaritätsmaßnahmen? Ich glaube, es liegt daran, dass wir uns schon dran gewöhnt haben, dass zum Beispiel Israel und Palästina sich regelmäßig die Köppe einhauen oder dass in Syrien ein anderer machtgieriger Mensch einen Krieg führt, der zahlreiche Menschen aus ihrer Heimat vertreibt. Warum hing also noch nie eine syrische Flagge an unserem Kirchturm oder wurde Teil des eigenen Profilbildes bei Facebook oder Insta? Auch da müssten wir doch eigentlich betroffen sein! Wir sind es aber nicht bzw. nicht mehr so akut. Warum eigentlich? Weil diese Konflikte unseren Sprit und unsere Lebensmittel nicht merklich teurer machen? Oder weil immerhin noch ein recht großes Meer zwischen uns und diesen Konflikten liegt? Man kann es nur erahnen.

Wir sind hier einfach daran gewöhnt, dass vieles gut läuft. Deutschland meckert stets auf höchstem Niveau, deshalb klatschen wir alle auch nur am Fenster für Pflegekräfte, wenn wir selbst wirklich akut bemerken, wie wichtig deren Job eigentlich ist, wenn wir selbst Sorge haben, dass es uns mal genauso schlecht geht wie einem Corona-Intensivpatienten. Vorher tut das aber eher selten jemand.

Jetzt ist das wieder ähnlich. Weil der Konflikt in der Ukraine ja doch relativ nah ist, kommen Sorgen um die eigene Sicherheit und den eigenen Wohlstand in uns hoch. Und das kann ich auch verstehen, ich selbst nehme mich da nicht aus, auch wenn ich bisher noch nicht zu Bedau gerannt bin, um mir Jodtabletten zu sichern, obwohl ich vielleicht gar nicht weiß, was die überhaupt bewirken. Ich mache mir natürlich auch Gedanken und Sorgen um unsere Sicherheit, auch und besonders um die unserer Kinder. Und ja, auch ich stand schon vor Porth und habe gesagt: „Wat? Über 2 Euro für den Liter Diesel? So ein Scheiss!“ Aber mal ehrlich: wenn das unser Problem ist, was muss dann der Flüchtling aus der arabischen Welt über uns denken, der seit Monaten in einem Zelt bei Calais wohnt? Oder eben die ukrainischen Kinder und Frauen, die nun allein unterwegs sind, nach wohin auch immer und sich um ihren Vater und Mann sorgen, der in der Heimat bleiben MUSSTE, um gegen einen übermächtigen Gegner zu kämpfen? Das ist schlicht unser Meckern auf höchstem Niveau!

Bitte versteht mich nicht falsch! Alles, was wir gerade für Menschen in der Ukraine und den Frieden tun, organisieren und denken, ist richtig und notwendig, aber lasst uns nicht vergessen, dass es auch weiterhin Menschen gibt, die diese Einsatzbereitschaft, diese Solidarität immer noch ebenso benötigen, und zwar mehr als wir einen erträglichen Spritpreis! Die meisten hier bei uns leben im Vergleich dazu mit einem goldenen Löffel im Hintern und das sollten wir bei all unserem Ärger, auch bezüglich Masken, Testen und Impfen, niemals vergessen.

Verzeiht mir deshalb, dass ich ungewohnt ernst bin, aber tatsächlich fällt mir ein ausschließlich humorvoller und erheiternder Blick auf das Zeitgeschehen in unserem schönen Dorf momentan ein wenig schwer. Ich verspreche, beim nächsten Mal schreibe ich bestimmt ausgiebig etwas über den Beton-Kirmesmarkt und einen einzelnen gefällten Baum auf einem verwahrlosten Grundstück neben der Schlufftrasse. Ehrenwort!

Euer Breetlooksman Stefan Erlenwein