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Is et nich herrlich?! Erstmals sind wir wieder mitten in der Karnevalssession, quasi so wie vor Corona, als wär nix gewesen. Wat haben wir ein Glück! Gottseidank. Und da stellt sich nicht nur bei mir erstmals wieder die Frage: „Als wat geh‘ ich denn dieses Jahr?“ Als wat gehen Sie denn? „Schon wieder als Pirat? Ne, so biste schon vor Corona gegangen“, hörste dann von den anderen, wenn dir nix Neues einfällt. Obwohl dat ja völlig egal is, denn dat weiß ja eh keiner mehr. Und „Pirat“ oder „-IN“ ist auch diesem Jahr wieder IN! Wie auch Achtziger-Kostüme. Musste ich übrigens auch mal tragen. Eigentlich hatte ich einen coolen Pilotenanzug an, Rosenmontag in Köln, ging als Typ „Top Gun“. Aber dann kam plötzlich ein WDR-Kollege an und wollte mit mir sein Kostüm tauschen, vor laufender ARD-Kamera. Da kannste ja schlecht „Nein“ sagen. Prompt hatte ich auch schon sein Kostüm anne Backe und am Körper: Trainingsanzug, Ballonseide im Lila-Lindgrün-Mix und „80er-blass“. Ich tippe mal auf „Modell Herne-Süd“.  Samt blonder „Fokuhila“-Perücke. Unter uns: So würde ich am Niederrhein, un erst recht nich bei uns in Kempen, nich‘ mal vor de Tür gehen, höchstens als Tourist in Venlo oder St. Hubert. Und dann auch nur „stickum“ un wenn et dunkel is. Und wissen Sie noch? Vor Corona hatten sich auch einige im Karneval als Donald Trump verkleidet. Dat wollen die heute gar nich mehr wahrhaben: „Warst du nich‘ mal mit der Maske von Donald Trump auf Tour?“ „Ich? Niemals!“ Mit so ner Maske lässt sich ja auch schlecht flirten. Da funkt nix. Und zwar gar nix. Überhaupt gar nix! „Cowboy“ ist da schon besser – dat Kostüm geht immer. War ich als Kind auch schon. Indianer traut sich ja aktuell keiner mehr, und wenn et einige wirklich „politisch korrekt“ meinen, dann wär ja sogar ein Trachtenkostüm mit Lederhose aus Bayern tabu! Ja, wegen der „Aneignung fremder Kulturen“!!!  Sie wissen ja, wenn wir keine richtigen Probleme haben, kommt von irgendwo irgendne kleine Gruppe auf uns zu und schenkt uns welche. Auch ein Trend dieses Jahr sind Kostüme rund um ferne Galaxien. Aber, da wären wir quasi beim selben Problem, wenn et nämlich doch Außerirdische gibt („Aneignung fremder…“,  Sie wissen schon). Originell fand ich letztens auf ner Karnevalssitzung das Kostüm „Hans Süper“: Perücke mit langen Haaren und hinten, an einem Draht, ein darüber hängender Heiligenschein – ein liebevolles Hommage-Kostüm an den verstorbenen Kölner Künstler. Auffallen würde Sie auch im schwarzen Anzug mit Olaf Scholz-Maske mit dem leichten Scholz-Grinsen. Immerhin bräuchten sie in diesem Kostüm im Karneval dann nur wenig zu sprechen. Und Entscheidungen, was zu tun ist, ob wir jetzt feiern, erst was trinken oder später essen gehen, treffen dann auch gerne andere für Sie, wenn überhaupt. Falls Ihnen gar nichts einfällt, als wat sie dieses Jahr im Karneval „gehen“ könnten, bieten sich an: „Lappenclown“ (bitte vorher ausklopfen, da wohnen sonst gerne schon mal Tierchen drin) oder Sie setzen sich ein lustiges „Minihütchen“ auf en Kopp. Da sieht man zwar immer direkt, dat demjenigen nix eingefallen is, wirkt aber so, als hätten Sie sich zumindest einen Gedanken gemacht. Datselbe gilt übrigens auch für den „Einweg-Overall“ an Karneval, wo mit Filzstift vorher schnell irgendwat draufgeschrieben wurde: „Cooler Typ“ oder so! „Imker“ ging natürlich auch! Dann brauchste nur noch dat lustige Hütchen…Und wenn Sie mit Karneval gar nichts zu tun haben wollen, verkleiden Sie sich aus Spaß doch mal als „Westfale“: Also, völlig normales Alltags-Outfit, und dann gehen Sie darin in den Keller und räumen ihn während der Karnevalstage lachend auf…

In diesem Sinne: „Dreimal Kempen Helau“

Stefan Verhasselt

Foto: Siegfried Malinowski