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Haben Sie neuerdings auch das Gefühl, dass zu viel gefragt wird?Andauernd bekommen wir Fragen gestellt, die eigentlich total unnütz sind, weil die Antwort eigentlich völlig klar ist.

Zum Beispiel fragt mich mein Navi, nachdem ich Ort, Straße und Hausnummer eingegeben habe: „Möchten Sie nun mit dem eingegebenen Ziel starten?“ Insgeheim denke ich mir dann immer: „Och nee, ich hab‘ dat nur zum Spaß eingegeben und fahr‘ jetzt stickum, ohne dich, liebes fragendes Navi, zu fragen, in die genau entgegengesetzte Richtung“. So, dat haste jetzt davon!

Ja, ist doch wahr, wofür hab ich denn die Adresse eingetippt?

Um nachher möglichst viele Adressen im Navi-Verlauf zu haben, damit beim Verkauf meines Autos der Käufer staunt, wo ich überall gewesen bin? So ne Quatsch! Im Prinzip ist so eine Frage völlig unnütz und verbraucht Ressourcen, die wahrscheinlich auch noch das Klima schädigen… Wer weiß?

Genau wie meine Lieblingsfrage im Supermarkt nach der berühmten „Payback“-Karte. Sie bräuchten sie gar nicht zu stellen, denn ich beobachte immer, dass die Besitzer dieser Karten sie sowieso schon winkend am Laufband bereithalten, um noch schneller noch mehr Punkte zu sammeln. Ich beantworte diese Frage übrigens jedes Mal mit einem netten „Nein“, auch wenn mir die Kassiererin äußerst sympathisch ist.

Sammeln Sie Fußballabziehbildchen?

Wenn jetzt bald die WM unserer Fußballfrauen beginnt, kommen sicher auch wieder die Fragen nach Fußballabziehbildchen dazu: „Sammeln Sie die auch?“ Wieder ein freundliches „Nein“ – obwohl mir die Fußballerinnen ebenfalls sehr sympathisch sind, ich unsere Bundestrainerin sogar kenne und das ganze Team auch anfeuern werde. Und ich müsste ja nun der Kassiererin auch noch ne Rückfrage stellen, ob et denn dafür diese Hefte zum Einkleben und Sammeln gibt, wie früher in unserer Schulzeit?! Ja, damals wurden die doppelten Fußballabziehbildchen sogar gerne getauscht: „Biete eine Voss-Tecklenburg, wer hat dafür eine Popp für mich?“ 

„Hallo alle“

Und dann hab‘ ich festgestellt, dass in WhatsApp-Gruppen ja alles und jedes abgefragt wird, neuerdings mit dieser digitalen Umarmungs-Begrüßung: „Hallo alle!“ Und dann kommt meistens so was: „Wir haben vor, am Wochenende zu grillen. Wer mag von euch dabei sein?“ Beim herantastenden „mag“ hab‘ ich schon oft keinen Hunger mehr. 

Und ist die Nachricht kaum raus, kommt schon die erste Gegenfrage: „Gibt’s auch was für uns Veganer?“ Als wenn das insgeheim schon die große Mehrheit wäre… Ehrlicherweise müsste dann sofort die Antwort kommen: „Nein, liebe Tabea, lieber Finn, ihr seid die einzigen, alle anderen wollen echte Würstchen, saftige Steaks und Chicken-Sticks und Nudelsalat mit Schinkenwurststückskes!“

Haferflocken-Schnitzel

Aber stattdessen kommen nun neue Fragen: „Womit dürfen wir euch denn beglücken: Tofu-Bällchen, Sojakäsehäppchen oder Haferflocken-Schnitzel?“

Noch schöner sind die „gestellten“ Fragen, meistens mit zwei Du‘s, eins vorneweg, eins in der Frage mittendrin: „Du, was hältst du davon…?“ – damit‘s besonders an dir „interessiert“ klingt. Pssst: et gibt aber nicht wenige Leute, die danach schnell die Frage stellen, allerdings sich selbst: „Hat der se noch all?“

Aus derselben Abteilung kommen auch diese „Vorneweg-Fragen“: „Wenn Du magst…“, und erst dann kommt nämlich die eigentliche Frage: „Machen wir das?“ Soll uns quasi wohlwollend einstimmen, um nicht zu sagen, einlullen. Augenzwinker!

Und gerne genommen, aus der Vorgesetzten-Perspektive, wird die Version „Vorneweg-Vorschlags-Satz-mit-Aufgabenstellung-mittig-und-anschließender-Nachfrage“: „Ich schlage vor, dass wir es so machen (…) Und was meinst du dazu?“ Die Frage nach der eigenen Meinung suggeriert immerhin „Mitbestimmung“.

Ich schlage daher vor, lieber wieder vielmehr Klartext zu sprechen.
Was meinen Sie? Wär‘ dat nicht wat?

Machen Sie et jut, schöne Sommertage!

Stefan Verhasselt   Foto: Siegfried Malinowsk